So stand es am Samstag im Gelnhäuser TageblattFingerspitzengefühl und langer Atem

Mittags ein Hessenmeistertitel im Crosslauf. Abends ein Sieg im Handball auf Landesliga-Niveau. Gegen einen starken Gegner, mit fünf Treffern Eigenanteil von der Linksaußenposition. So schnell kommt Regina W irsing also nicht aus der Puste. „Da sind einfach zwei Termine kollidiert, die ich beide unbedingt wahrnehmen wollte". Mehr will das 17 Jahre alte Energiepaket aus Wächtersbach eigentlich nicht sagen zu dieser außergewöhnlichen Leistung. „Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht - wirklich nicht."
Seit elf Jahren treibt Regina Wirsing intensiv Sport. Mit dem Handball oder in ihren Laufschuhen. Einen Tag wie diesen 5. März hat die Gymnasiastin zwar zuvor noch nicht erlebt, eine solche Herausforderung wohl aber auch schon vorher gemeistert. „Ich bin schnell und zielstrebig. Ich trickse gerne mit dem Ball und ich kann mich immer neu motivieren." Diese Stärken haben sich bereits bezahlt gemacht: Hessenmeisterin über 800 Meter in der Halle und Dritte über diese Distanz auf Landesebene unter freiem Himmel. Und jetzt Beste über 4200 Meter anspruchsvolle Geländestrecke. 16:13,8 Minuten brauchte die A-Juniorin im Trikot des TV Gelnhausen in Trebur für diese Distanz.
Auch im Handball hat ihr Talent andere früh überzeugt. Erste viel versprechende Würfe machte sie für den TV Wächtersbach, später für den SV Hochland Fischborn. Mit 16 rückte sie dann in den Erstmannschaftskader der FSG Altenhaßlau/Niedermittlau. Noch heute ist sie die Jüngste, aber auf Linksaußen eine kaum mehr wegzudenkende Größe. Auch im Spiel gegen Klein-Auheim, wenige Stunden nach dem Crosslauf Gold, bestach sie mit Leistung. Der Tempogegenstoß ist ihre Spezialität, Florian Kehrmann und Lars Christiansen sind die großen Vorbilder: „Tolle Typen, viel Energie und starke Würfe". Aber auch ihr Fingerspitzengefühl ist ausgezeichnet. „Ich mag es, das Leder in der Hand zu spüren, den Ball springen und rollen zu lassen oder einfach mit ihm zu spielen. "
Freunde und Familie stehen an erster Stelle in ihrem Leben. „Wichtig sind mir auch Ehrlichkeit und Treue. Was ich gar nicht mag, ist hintergangen zu werden - und George W. Bush".
Auch Sport ist zu einem
wichtigen Teil ihrer Biographie geworden. „Mir würde etwas fehlen, wenn ich verletzt wäre und auch nur einige Tage pausieren müsste." Insgesamt sieben Trainingseinheiten pro Woche, plus Spiel und Wettkampf: Die Doppelbelastung bewältigt Regina Wirsing mühelos und gerne. „Meine Geschwister haben mich in dieser Hinsicht geprägt. Als ich mit Sport angefangen habe, habe ich einfach das gemacht, was mein Bruder und meine Schwester auch gemacht haben: Handball und Leichtathletik." Doch wie lange es die Handball spielende Mittelstrecklerin noch geben wird, ist ungewiss. „Vielleicht werde ich mich auf eine Sache konzentrieren, mich spezialisieren."
Auch mit nur noch einer Sportart: Arbeit wartet jede Menge auf sie. Denn Regina Wirsing hat sich viele Ziele gesteckt: Abitur 2007. Nach Schweden reisen, Später Zahnmedizin studieren. Und den Traum von einem Ferienhaus in der Toskana Wirklichkeit werden lassen. Schließlich: Die 800 Meter, ihre Lieblingsstrecke, bei den Deutschen Meisterschaften laufen. „Aber das ist ein Fernziel, eigentlich noch gar nicht spruchreif. Ich will sie zunächst bei hessischen und süddeutschen Titelkämpfen bestehen. „Wichtig ist für mich, sieh schrittweise zu verbessern. Immer im Training zu bleiben und den Spaß nicht zu verlieren."
Talent brauche man, um es als 800 Meter¬läuferin weit zu bringen. „Und man muss superehrgeizig sein, weil das Training sehr anstrengend sein kann". Aber Regina Wirsing weiß, dass sie diese Qualitäten mitbringt. Aber das spricht die junge Frau, die zu ihren Schwächen befragt, glaubhaft versichert, „manchmal etwas motzig" sein zu können, nicht aus. Aus Bescheidenheit. Und weil sie nicht gerne im Rampenlicht steht - selbst an bemerkenswerten Tagen wie den 5. März.